Generation Tablet liebt Tinte

Kalligraphie
Das Wort Kalligraphie stammt von den griechischen Wörtern „kalós“ (schön) und „graphía“ (schreiben) aufteilen, was so viel wie „Schön schreiben“ = Schönschrift bedeutet. Die Hauptaufgabe der Kalligraphie ist es, einen bestimmten Text oder einzelne Wörter in einem ästhetischen und leserlichen Schriftbild wiederzugeben. Neben Bibeln und Urkunden werden auch Verträge kalligraphisch gestaltet. Schreibgeräte sind entweder – ganz klassisch – der Gänsekiel, der Federhalter, der Füller oder der Pinsel. Geschrieben wird Tinte oder Tusche. Die Buchstaben der jeweiligen Schrift sind genormt und jeder Schreiber muss diese genauestens kopieren. Fehler oder andere Veränderungen sind hierbei unerwünscht. Der Umgang mit Tinte und Feder erfordert oft jahrelanges Üben.
Handlettering
In den letzten Jahren boomt das Handlettering. Und auch hier handelt es sich um einen besonderen Umgang mit der Schrift. Jeder ist „Künstler“ und kreiert sein eigenes Alphabet. Individualität und der Spaß am Ausprobieren stehen im Vordergrund.
Kalligraphie aus Asien und Arabien
Im Gegensatz zu Europa genießt die Kalligraphie in der asiatischen und arabischen Welt einen hohen Stellenwert. Egal, ob wir die chinesischen Schriftzeichen oder die arabische Schrift betrachten, beide fordern von ihren Schreiben Präzision, Struktur, Koordination und Wissen. Beispiel: Die chinesische Schrift verfügt über mehr als 40.000 Schriftzeichen (andere Quellen gehen von sogar 80.000 Zeichen aus). Sie bestehen aus mehreren Strichen, Balken und Punkten, die einem bestimmten Muster ihrer Anordnung und Reihenfolge unterliegen.
In Japan gilt die Kalligraphie, hier auch „Shodō“ (Weg des Schreibens) als eine hohe Kunst. Sie wird gleichgesetzt mit dem „Bushidō“ (Weg des Kriegers) und zählt somit zu den Tugenden, die erstrebenswert sind. In Asien sowie in Arabien gilt die Kalligraphie als Meditation bzw. Ritual der Einkehr. Der jeweilige Kalligraph kehrt in sich und führt den Pinsel (China, Japan) bzw. das Schreibrohr (Arabien) über das vor ihm liegende Papier und beginnt mit seinem Werk. Hierbei spielt nicht immer die Lesbarkeit des geschriebenen im Vordergrund, sondern die Ästhetik. Das Werk soll den inneren Geisteszustand des Kalligraphen wiedergeben und den Zeichen hierdurch Leben einhauchen.
Die Handschrift als Erfolgsfaktor in Werbung und Marketing
Bis zu 10.000 Werbebotschaften prasseln tagtäglich auf uns ein. Gegen die damit einhergehende rapid sinkende Aufmerksamkeit setzt die Werbung zunehmend auf persönliche Ansprache. Und hat in den letzten Jahren auch die Handschrift für sich entdeckt. Weil sie subtil auf Emotionen setzt und dem Leser einen direkte, menschliche Nähe vermittelt. So erreichen beispielsweise Werbemailings, die in Handschrift verfasst sind, eine signifikant höhere Rücklaufquote als solche mit gewöhnlicher Typographie.
Handschrift 2.0
Diverse Anbieter haben sich darauf spezialisiert, im Auftrag von Firmen und Privatpersonen schönzuschreiben. Ob Geschäftsbriefe, Werbung, Einladungen oder Tischkarten –„wir erstellen nur Originale“, verspricht beispielsweise eine Berliner Agentur. Eine andere Firma setzt einen eigens dafür entwickelten Roboter ein, der sechs verschiedene Handschriften beherrscht und dabei sogar die so wichtigen Unregelmäßigkeiten bei wiederkehrenden Buchstaben simuliert. 400 Zeichen Handschrift? Kosten nur 6 Euro