Kategorie: Virtuelle Sonderausstellung

Die Schreibmaschine in Literatur und Kultur

„Eine Schreibmaschine ist ein Gedankenklavier.“ (Kurt Tucholsky) Ist es das charakteristische Geräusch einer Schreibmaschine? Oder das tatsächliche Aufs-Papier-Bringen? Die Beziehung vieler SchriftstellerInnen zu ihren Schreibmaschinen ist jedenfalls legendär.
Schwarz-weiß-Foto: Mann sitzt an alter Schreibmaschine
Herrmann Hesse war nach anfänglicher Skepsis glühender Fan der Schreibmaschine. Angeblich soll er sogar an die 35.000 Briefe mit ihr geschrieben haben.

Mark Twain (geb. 1835) soll der erste gewesen sein, der ein maschinengeschriebenes Manuskript eingereicht hat. Und auch von vielen weiteren SchriftstellerInnen, unter anderem Hermann Hesse, Ernest Hemingway und Astrid Lindgren, ist überliefert, dass sie eine emotionale Bindung zu ihren Remingtons, Triumphs und Hermes pflegten. Günther Grass (geb. 1927) widmet seiner Olivetti sogar ein Gedicht:

Meine alte Olivetti
ist Zeuge, wie
fleißig ich lüge
und von Fassung zu Fassung
der Wahrheit
um einen Tippfehler näher bin.

Laut einer Schätzung des Diogenes Verlags verfassten noch in den 2000er Jahren 25 bis 30 Prozent der AutorInnen ihre Manuskripte mit der Schreibmaschine. Kein Wunder, dass die Schreibmaschine zum Sinnbild für das kreative Arbeiten an Texten geworden ist. Notebook oder Tablet konnten diese Bedeutung bis heute nicht erreichen. Oft wird in Filmen eine Person durch ihre Schreibmaschine als SchriftstellerIn charakterisiert. Die Einsamkeit des Schriftstellers, wie er sich regelrecht in die Tasten beugt, angestrengt auf das Papier starrt und den Text im wahrsten Sinne des Wortes „herausarbeitet“… die Schreibmaschine steht für das kreative Schaffen, die oftmals langwierigen und anstrengenden Prozesse des Schreibens.

Die Rückkehr der Schreibmaschine

Die Entdeckung der Langsamkeit in Zeiten des digitalen Zuviels und der Ablenkung durch ständig aufploppende Werbung und Nachrichten spült auch die Schreibmaschine wieder an die Oberfläche. Ob aus Streben nach konzentrierter Schreibarbeit oder aus nostalgischem Lifestyle-Denken – Blogger, Schriftsteller und Denker tippen vermehrt auf alten Tasten. Und: Nach dem NSA-Skandal 2014 steigen die Verkaufszahlen der Hersteller Olympia sowie Triumph-Adler sprunghaft an. Nachrichtendienste, aber auch Unternehmen schreiben aus Sorge vor Spionage sensible Dokumente wieder mit der abhörsicheren und nicht zu hackenden Schreibmaschine.

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