Kategorie: Virtuelle Sonderausstellung

Das Netzwerk Gehirn

Mehr als 86 Milliarden Nervenzellen befinden sich im menschlichen Gehirn. Nicht allein die Menge macht’s, sondern auch, wie sie untereinander und mit dem gesamten Körper und den Sinnen zusammenspielen. Nur gut organisiert und verschaltet kann das Gehirn all seine Aufgaben erfüllen, wie einfach oder kompliziert sie auch sein mögen.
Lehrbuch mit Abbildung des menschlichen Gehirnes und eines schreibenden Männes
Das Schreiben mit der Hand hinterlässt Spuren im Gehirn.

Schreiben: ein Zusammenspiel im Organismus Mensch

Beim Handschreiben sind zwölf Gehirnareale aktiv und es wirken mehr als 30 Muskeln und 17 Gelenke zusammen. Schreiben ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen Motorik, also Bewegungen, und Gehirn. Wer mit der Hand schreibt, aktiviert Nervenzellen im Sehzentrum, im Hörzentrum (beim innerlichen Vorsprechen) und in motorischen Bereichen des Gehirns. Das heißt, die Sinne Sehen und Hören verbrüdern sich mit Bewegungen. Außerdem verbindet sich das Bild des Gegenstandes mit der dazugehörigen Bezeichnung.

Lernen heißt - unter anderem - verschiedene Gehirnregionen miteinander zu verknüpfen. Die Herausforderung des Schreibenlernens zeugt von diesem komplexen Zusammenspiel im Netzwerk Gehirn. Und je öfter das geschieht, umso nachhaltiger die Spuren.

 

Linkshänder bleibt Linkshänder

Bei Rechtshändern dominiert die linke Gehirnhälfte, bei Linkshändern die rechte. Trainiert ein Schreiber um, was früher in der Schule von jedem Linkshänder erzwungen wurde, so werden beide Seiten seines Gehirns gefordert. Er bleibt immer Linkshänder, denn die Kontrolle der Bewegungen geht bei ihm nach wie vor von der rechten Hirnhälfte aus, auch wenn er die rechte Hand benutzt.

Er kann aber – und vielleicht ist das ein kleiner Vorteil aus der oft schmerzlichen Umerziehung - seine rechte Hand mehr einsetzen als der Rechtshänder seine linke Hand. Dennoch ist das Umschulen problematisch, denn es zieht manchmal feinmotorische Störungen oder gar Sprachprobleme wie das Stottern nach sich.

„Die gute und die böse Hand“

Vielleicht hatte es einen Vorteil in der Entwicklung des Menschen, dass die Feinmotorik der rechten Hand besser ausgebildet war. Die Wissenschaft hat noch  keine Antwort darauf, warum in unserer Welt die Rechtshänder in der Mehrheit sind. Studien gehen davon aus, dass nur zwischen 10 und 20 Prozent der Deutschen Linkshänder sind. In Ritualen und Bräuchen dominiert die rechte Hand. Auf dem korrekt gedeckten Tisch steht das Glas rechts. Wir begrüßen uns mit der rechten Hand, wir schwören mit der rechten Hand. In Indien ersetzt die linke Hand das Toilettenpapier. Traditionell wird in vielen Kulturen die linke Hand abgewertet, gar als teuflisch bezeichnet. Redensarten zeugen davon: „zwei linke Hände“ haben heißt ungeschickt zu sein. Während man Vertrauen genießt, wenn man „die rechte Hand“ der Chefin ist.

 

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