2013: Von Geizkragen und Pfennigfuchsern
Das Thema „Schulsparen“ ist in der Geschichte der Schule weit mehr als nur eine Randnotiz. Und so verwundert es nicht, dass das Museumsteam der Erziehung zur Sparsamkeit eine eigene Sonderausstellung widmet. Diese zeigt ab Juni 2013 auf, welche Bedeutung die Sparsamkeit seit Jahrhunderten hat, wie das Sparen den Weg in die Schulen findet und wie vielfältig die Möglichkeiten des Geldzurücklegens sind. Und wie sehr der Zeitgeist das Sparen bestimmte: Ob das Kind beim Sparen das Vaterland oder das Geschenk zum Muttertag im Sinn hatte, ob die eigene Zukunft oder das gesellschaftliche Wohl – all das prägte das Sparverhalten stets mit.
Kleine Geschichte der Sparsamkeit
Bereits in der Antike brachten die Griechen und Römer ihr Geld in Schatzhäusern und Banken unter, um den Diebstahl ihrer Ersparnisse zu verhindern. Oder sie nutzten schwere, verschließbare Geldtruhen, wie sie auch im Mittelalter noch häufig anzutreffen waren. Im 18. Jahrhundert setzte sich dann an den Fürstenhöfen Europas das Verständnis durch, das privat gehortetes Geld dem Wirtschaftskreislauf entzogen ist. Den Banken fehlten die Einlagen, um Geld für Investitionen und Kreditvergaben bereitzustellen. Ab dem 19. Jahrhundert wurde dann auch an den ersten Schulen Geld gespart. Aus Sicht der Pädagogen sollte das Sparen in der Schule nicht nur die wirtschaftliche Situation der Familien verbessern, sondern auch die charakterliche und moralische Entwicklung der Kinder positiv beeinflussen. Vor allem die Kinder der Arbeiter sollten durch die Sparerziehung daran gewöhnt werden, ihr Geld nicht für Süßigkeiten auszugeben. Hierdurch erhoffte man sich auch, den damals unter Jugendlichen sehr verbreiteten Alkoholkonsum einschränken zu können.
Die „richtige“ Sparsamkeit
Bei der Erziehung zur Sparsamkeit ging es also immer auch um mehr als das Zurücklegen eines Notgroschens für schlechte Zeiten. Der Charakter sollte geschult werden und das Kind sollte lernen, sparsam mit Rohstoffen und Geld umzugehen, nichts zu verschwenden und mildtätig gegenüber Bedürftigen zu sein.
Doch Sparsamkeit kann auch zu weit gehen. Wer die Grundidee des Sparens übertreibt, wem Hab und Gut allzu wichtig sind, wer noch auf den Pfennig besteht, wenn etwa Trinkgeld angezeigt wäre, der wird als Geizhals und Pfennigfuchser beschimpft. Um dies zu verhindern sollte der Mensch bereits im Kindesalter zum richtigen Sparen erzogen werden. Sparen lernen hieß, Geld für größere Investitionen zurückzustellen. Es hieß aber auch, sich für Notzeiten und den Altenstand vorzubereiten. Vor allem in der vorindustriellen Zeit, in der es weder Rentenkassen noch ein staatliches Fürsorgesystem mit Sozialversicherung und Arbeitslosengeld gab, waren Ersparnisse von großer Bedeutung.
Eine Ausstellung zum Entdecken und Mitmachen
Bunte Spardosen aus vergangenen Jahrzehnten, belehrende Geschichten oder Sinnsprüche zeigen stellvertretend, wie Kinder zum Sparen bewegt werden sollten. Und Mitmach-Stationen laden ein, die Ausstellung aktiv zu erkunden, z. B. mit dem Prunkstück der Ausstellung: ein Hänel-Sparautomat aus den 1950er Jahren, der sogar benutzt werden darf.
Dazu bietet die Ausstellung die Möglichkeit, viele kleine Schätze aus dem Depot in Augenschein zu nehmen, die für diese Sonderausstellung extra ans Licht geholt wurden. Näher betrachten können die Besucher Spardosen, die durch ihr Alter bestechen oder auch Sparautomaten, die durch ihre technischen Funktionsweisen überraschen. So konnten Kinder beispielsweise Schokoladentäfelchen gegen zehn gesparte Pfennig im Stollwerck „Gold“-Automaten eintauschen. Die ganze Familie sparte mit der Globus-Sparuhr, die täglich ihr Spargeld forderte, damit sie weiter tickte.
Durchaus möglich, dass die Besucher auch ihre eigene Spardose von früher in der Ausstellung finden. Und in der Kommentar-Ecke sind sie aufgerufen, die eigenen Erinnerungen rund um die persönlichen Sparerlebnisse niederzuschreiben.