Dienstag, 01. August 2023

Kleine Ritter im Nationalsozialismus

Stärke, Mut, Kampfeswillen und Aufopferungsbereitschaft – das sind die Eigenschaften, die mittelalterlichen Rittern zugeschrieben werden. Aber auch während des Nationalsozialismus sind das die Ideale, die schon Kindern nahegebracht werden sollen.
Titelbild "Hilf mit!"

„Hilf mit!“ – so nennt sich die wichtigste Schülerzeitschrift in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945). Herausgegeben wird sie nicht aber von Schülerinnen und Schülern, sondern vom nationalsozialistischen Lehrerbund. Es handelt sich deshalb um eine propagandistische Zeitschrift, die darauf ausgelegt ist, die nationalsozialistische Weltanschauung zu verbreiten.

Das Heft erscheint von 1933 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 zunächst monatlich mit 32 Seiten. Danach gibt es das Magazin nur noch unregelmäßig und es wird schmaler. Zwischen 1933 und 1945 erscheint „Hilf mit“ in einer Auflage von bis zu 5,4 Millionen Heften, die an Schülerinnen und Schüler zwischen elf und zwölf Jahren verteilt werden.

Deutschtum, Ariertum und große Helden sowie rassistisches und antisemitisches Gedankengut sind wiederkehrende Themen im Heft. Besonders das Mittelalter wird immer wieder in Geschichten in der Schülerzeitschrift hervorgehoben. Es gilt als die Zeit der großen deutschen Kaiser und Könige und der Idee eines „großdeutschen Reiches“, das auch die Nationalsozialisten anstreben.

In dieser Ausgabe von Juli 1938 wird im Artikel „Ein Volk stirbt für seine Freiheit“ von den mutigen Bauern des Mittelalters berichtet. Sie lehnen sich gegen ihre Herren auf, werden aber letztendlich geschlagen und sterben den Heldentod. Zwei Seiten weiter geht es um den „Schwarzen Geyer von Giebelstadt“: Der fränkische Reichsritter Florian Geyer, auch Florian Geyer von Giebelstadt genannt, ist ein angesehener Ritter. Er gilt als hart kämpfend, ist aber auch unter den Bauern beliebt, da er sie gut behandelt. Er verkörpert die Ideale, die auch die Soldaten im Nationalsozialismus anstreben sollen.

Die Zeitschrift hebt Heldenfiguren hervor, zu denen nach Ansicht der Nationalsozialisten aufgeschaut werden kann. Das deutsche Volk könne sich ein Beispiel an den Menschen des Mittelalters nehmen, die für ihre Belange kämpfen und ritterliche Tugenden vertreten, so die ideologische Botschaft.

 

Susanne Appl (Wissenschaftliche Volontärin)

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