Mittwoch, 01. November 2023

Hydropneumatische Rakete L3

Die hydropneumatische Rakete L3 ist ein Beispiel für ein Weltraumspielzeug, das den Wettkampf der Rivalen USA und UdSSR ins Kinderzimmer holt. Vermarktet vom VEB Vereinigte Südthüringer Spielwarenwerke Eisfeld (DDR) als ein „aktuelles Spielzeug im Zeitalter der Weltraumforschung“, ist sie ab 1968 für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren gedacht.
Verpackung Hydropneumatische Rakete L3

Zur Zeit des Kalten Krieges nach 1945war nicht nur die Erde Schauplatz des Wettrüstens der USA gegen die Sowjetunion: 1955 beginnt mit der Bekundung der beiden Blöcke, in den kommenden Jahren erstmals einen Satelliten in den Weltraum zu befördern, auch der Wettlauf ums All („Space Race“). Er wird mehrere Phasen umfassen und bis in die 1970er Jahre hinein andauern.

Die Sowjetunion kann die erste Phase des Rennens um den Weltraum für sich entscheiden: Am 4. Oktober 1957 schießt sie erstmals in der Menschheitsgeschichte einen Satelliten ins All. Durch den erfolgreichen Start von Sputnik I bricht auch in der sozialistischen DDR eine euphorische Raumfahrt-Begeisterung aus, die den Vorsprung der russischen Weltraumtechnik feiert. Mit dem Wettlauf ins All geht eine Blütezeit der Science-Fiction in Literatur, Film und Fernsehen einher. In den 1960er Jahren ist die sowjetische Raumfahrt in der Gesellschaft der DDR zudem auf Fotografien und Gemälden, in Zeitungen und Zeitschriften, auf Plakaten und Briefmarken allgegenwärtig. Aber nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch in der Welt der Kinder und Jugendlichen spielen die in der DDR als „Kosmonauten“ bezeichneten Astronauten sowie die Luftfahrt fortan eine große Rolle: Ab 1960 entsteht von utopischen Mondfahrzeugen bis hin zu täuschend realistischen Nachbildungen von Raketen eine Vielzahl an Weltraumspielzeug aus sowjetischer und DDR-Produktion.

Durch einen Trichter kann die Kunststoffrakete mit Wasser befüllt werden. Anschließend verdichtet man mittels einer Pumpe die Luft im Raketenkörper, wodurch das zuvor eingefüllte Wasser mit hoher Geschwindigkeit aus der Rakete herausgepresst wird. Durch den so erzeugten Rückstoß beschleunigt die Rakete aufwärts und erreicht beim Spiel im freien Gelände Flughöhen von bis zu 15 Metern.

Anhand der Spielzeugrakete L3 wird die in der DDR beabsichtigte ideologische Durchdringung des Spiels gut erkennbar: Einerseits verweist die Rakete als Gegenstand auf das von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion ausgetragene „Space Race“ und damit auf ein reales, beidseitig politisch instrumentalisiertes Ereignis. Zugleich vermittelt sie den Kindern spielerisch naturkundliches und technisches Wissen. Daran zeigt sich die für die DDR typische Pädagogisierung von Spielzeug, welches der Vorbereitung und Ergänzung von schulischem und berufsbezogenem Lernen dienen

 

Lara Pfaumann (Studentische Hilfskraft)

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