Mittwoch, 01. Februar 2023

Der Mathematische Atlas

Der Mathematische Altas ist ein ganz besonderes Objekt aus unserer Sammlung. Er erscheint 1745 und enthält für diese Zeit herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse.
Mathematischer Atlas

Der Verfasser dieses Werkes ist Tobias Mayer – einer der außergewöhnlichsten Wissenschaftler der Aufklärungszeit. Der Mathematiker, Kartograph und Astronom begeistert sich schon seit seiner Kindheit für das Malen, die Mathematik und das Militär. Aus diesen Leidenschaften soll später eine seiner größten Leistungen entstehen: der Mathematische Atlas.
Mayers Leben startet nicht vielversprechend. Er wird am 17. Februar 1723 in Marbach am Neckar in eine arme Familie geboren. Als er acht Jahre alt ist, verlieren er und seine sechs Geschwister den Vater, mit 14 schließlich auch ihre Mutter. Daraufhin wächst er im Waisenhaus in Esslingen auf.
Mit 16 Jahren setzt er sein Können zum ersten Mal in die Tat um und fertigt den ersten Stadtplan Esslingens, sowie eine Karte der Gegend rund um Esslingen an. Von diesem Zeitpunkt an folgen viele weitere Forschungen und bahnbrechende Errungenschaften für die Wissenschaft. Das Besondere ist, dass er nie eine Universität besucht – er ist Autodidakt und bringt sich seine Kenntnisse selbst bei.
1743 geht Tobias Mayer nach Augsburg. Dort hat er neben einer Anstellung bei einer kartographischen Anstalt, die ihm den Lebensunterhalt sichert, ein großes Ziel: Er möchte den Mathematischen Atlas fertigstellen und herausbringen. Sein Werk erscheint schließlich im Jahr 1745 und ist ein großer Erfolg.
Der Mathematische Atlas beinhaltet 60 handkolorierte Kupferstichtafeln, auf denen der Autor seine mathematischen Kenntnisse über „alle Theile der Mathematik“ schildert. Tobias Mayer ordnet seine theoretischen Grundlagen systematisch und gibt gleichzeitig praktische Anwendungsbeispiele. Er gibt somit einen umfassenden Überblick über zwölf Fachrichtungen der Mathematik, wie Geometrie, Astronomie, Optik, und Mechanik.
Später geht der Wissenschaftler nach Nürnberg und arbeitet bei einem renommierten Kartographie-Unternehmen. Mit nur 27 Jahren folgt er dann einem Ruf auf eine Professur an der Universität Göttingen. Über zehn Jahre ist er dort tätig und trägt durch seine Forschungen maßgeblich zu Fortschritten verschiedener wissenschaftlicher Bereiche bei. Insbesondere seine Arbeit zur Mondtheorie, die nach seinem Tod als Grundlage zur ersten verlässlichen Mondkarte dient, ist dabei entstanden. Daneben ist Tobias Mayers wohl größter Erfolg die Lösung eines der damals größten Probleme der Wissenschaft: die Bestimmung des Längengrades auf hoher See.
Mit nur 39 Jahren verstirbt der gefeierte Autodidakt aufgrund einer Typhusinfektion. Doch seine Werke sind unvergessen und enthalten bis heute wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse. In diesem Jahr wird Tobias Mayers 300. Geburtstag gefeiert.

Übrigens: Wer mehr über den außergewöhnlichen Wissenschaftler wissen möchte, kann am Donnerstag, den 27. April 2023 ins Zeppelin Museum Friedrichshafen kommen. Dort wird Herr Prof. Knubben von 19:00 bis 21:30 Uhr seine Biographie über Tobias Mayer vorstellen.

(Susanne Appl M.A., wissenschaftl. Volontärin)

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