Dienstag, 01. September 2020

Stempel für die Verkehrserziehung

„BREMS DICH! - Schule hat begonnen“. Mit diesem Slogan mahnt die Deutsche Verkehrswacht in diesem Jahr Autofahrer zur Rücksicht gegenüber Schülern. Unser Objekt des Monats September zeigt zum Schulbeginn ein Verkehrsstempelset aus den 1960er Jahren. Dieses ermöglichte dem Lehrer in der Verkehrserziehung, mit kleinen Drucken die Kinder zu Themen wie dem verkehrssicheren Fahrrad oder den verschiedenen Verkehrsteilnehmern auf der Straße zu schulen.
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Stempel für die Verkehrserziehung um 1960

Schon um 1970 gab es mehr Autos als Kinder - heute sind es sogar schon viermal mehr Autos. Obwohl die Zahl der Verkehrstoten sinkt, ist der Verkehrsunfall immer noch die häufigste Todesursache bei Kindern.

Erster Verkehrsunterricht in der Kaiserzeit

Schon seit der Kaiserzeit um 1900 bemühte man sich im Unterricht, den Kindern die Gefahren des steigenden Verkehrsaufkommens vor allem in den großen Städten zu verdeutlichen. Als Folge der hohen Zahl verunglückter Kinder und Erwachsener im Straßenverkehr wurde bereits in den 1930er Jahren die Verkehrserziehung fester Bestandteil im Unterricht. Die Kinder mussten sich den Verkehrsgegebenheiten anpassen und sollten ein vernünftiges „erwachsenes“ Verhalten zeigen. Dominierten in den Jahren zuvor in der Verkehrspädagogik noch Schlagworte wie „Disziplin“ und „Vorsicht“, ging es ab den 1970er Jahren darum, „Einfühlungsvermögen“ und „Rücksichtnahme“ zu vermitteln. Die Schulkinder als die Autofahrer von morgen sollten den Straßenverkehr „humaner“ machen.

Ökologischer Einstieg in den Straßenverkehr: Das Fahrrad

Spätestens in den 1980er Jahren erkannte man die wachsenden Umweltprobleme durch die Motorisierung. Erst aus Kostengründen das Verkehrsmittel Nummer eins, erlangte nun das Fahrrad einen neuen Stellenwert als ökologische Alternative zu den Autos. Bis heute nehmen viele Kinder mit dem Fahrrad das erste Mal wirklich am Verkehr teil. 2005 waren in Deutschland 50 Prozent aller Autofahrten kürzer als fünf Kilometer und nur zehn Prozent aller Alltagsfahrten wurden mit dem Fahrrad erledigt. Dagegen zeigen heute fahrradfreundliche Städte, dass viele Erwachsene bei günstigen Bedingungen ihr Auto gerne stehen lassen.

Um die Kinder auf die hohen Anforderungen im Straßenverkehr vorzubereiten, wurde bereits 1959 die Radfahrprüfung eingeführt. Dabei kooperieren die meisten Schulen eng mit den in diesem Zuge neu gegründeten Jugendverkehrsschulen, die unter der Obhut der Polizei stehen. Ein verkehrssicheres Fahrrad ist eine Voraussetzung zur Unfallvermeidung. Was aber ein sicheres Fahrrad ausmacht, wird deshalb in vielen Lehrmitteln wie auch unserem Stempel gezeigt und abgefragt.

„Generation Rücksitz“

Mit Anschnallpflicht, Airbag und Kindersitz verbesserte sich in den letzten Jahrzehnten die Sicherheit für die Autoinsassen. Fahrradfahrer achten zunehmend auf Helm, gute Beleuchtung und reflektierende Bekleidung, um gut gesehen zu werden. Obwohl die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich sinkt, fahren viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Experten kritisieren an der „Generation Rücksitz“, dass diese Kinder ihr Umfeld zu wenig kennenlernen können, um sich später sicher und selbstständig im Straßenverkehr zurecht zu finden. Schüler sollten so früh wie möglich an das Fahrrad gewöhnt werden, damit sie es im Erwachsenenalter gewohnheitsmäßig und sicher weiter nutzen. Sicherlich werden die technischen Entwicklungen wie selbstfahrende Autos mit  Assistenzsystemen, aber auch der Ausbau der so genannten Fahrradstraßen die Zahl der Verkehrstoten immer weiter sinken lassen. Dennoch bleibt eine gute Verkehrserziehung für Schüler zentrales Thema der Grundschulbildung.

Jonathan Felix Lemcke (Praktikant)

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