Mittwoch, 01. Mai 2024

Sammelbüchse „Blaues Kreuz“

Die Sammelbüchse mit dem blauen Kreuz stammt vom gleichnamigen Verein „Blaues Kreuz“. Sie ist etwa aus dem Jahr 1900.
Sammelbüchse "Blaues Kreuz"

Der „Blaukreuz-Verein“ wird 1877 in der Schweiz von Pfarrer Louis-Lucien Rochat gegründet, um den „Trinksucht-Erkrankten“ und ihren Angehörigen zu helfen. Rochat und 27 Gründungsmitglieder verpflichten sich durch ihre Unterschrift zur Alkoholabstinenz.

Das protestantische „Blaue Kreuz“ entsteht, nachdem ebenfalls in der Schweiz kurz zuvor das „Rote Kreuz“ gegründet wird. Die Gründer des „Blauen Kreuzes“ beschreiben sich selbst auch mit Blick auf das Rote Kreuz als Helfer, „die sich auf den Kampfplatz des Lebens begeben, um die Opfer der Trunksucht und des Wirtshauslebens zu retten". Die Farbe Blau ist traditionell die Farbe der Alkoholenthaltsamkeit. Heute widmet sich der Verein nicht nur Alkoholkranken, sondern allgemein suchtkranken Menschen.

Die Dose hat die Form eines Wappens mit dem blauen Kreuz der Organisation. Büchsen wie diese sind in der Vergangenheit ein beliebtes Mittel, um Geld zu sammeln. Die meisten Sammelbüchsen dienen einem sozialen oder religiösen Zweck. Haus- oder Straßensammlungen, bei denen Mitglieder einer Organisation zu Menschen nach Hause gehen und direkt um Spenden bitten, sind bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg besonders beliebt.

Das „Blaue Kreuz“ ist eine protestantische Hilfsorganisation, die ihr Vorbild in der Abstinenzbewegung der USA findet. In der Schweiz und auch in Deutschland steigt der Alkoholkonsum in den Arbeiterschichten des 19. Jahrhunderts stark an. Die schlechten Arbeitsbedingungen als Folge der Industrialisierung und damit einhergehende soziale und medizinische Probleme führen oftmals zur Alkoholsucht in der ärmeren Bevölkerung.  Besonders junge Menschen sind gefährdet. Immer mehr Wirtshäuser führen zu einem steigenden Alkoholkonsum in der wenigen Freizeit der Arbeiter.

Dass die Jugend immer weiter verwildere und alkohol- und vergnügungssüchtig sei, stellt der Lehrer Jos Reinirkens fest, der 1908 das Buch „Pflege des Sparsinns in Volks- und Fortbildungsschulen, Jugend- und Quellenvereinen“ veröffentlicht.Er forderte deshalb auch die Schule zum Eingreifen auf, um den Alkoholkonsum zum Zeitvertreib zu stoppen. Als Beweis führte er eine Statistik an, nach der die jugendlichen Arbeiter durchschnittlich ein Fünftel ihres Jahresverdienstes für Bier und Schnaps ausgeben. Geld, das in finanziellen Notzeiten dann fehle.

Vor allem in christlichen Kreisen hat die Sammelbüchse eine lange Tradition. Die Mitglieder werden seit Jahrhunderten zum Missionieren in andere Länder geschickt, um ihren Glauben zu verbreiten. Dafür sind finanzielle Mittel nötig, die insbesondere durch Spenden eingenommen werden. Spardosen und Sammelbüchsen aller Art kommen zum Einsatz.

 

Susanne Appl (wissenschaftliche Volontärin)