Dienstag, 01. März 2022

Laterna magica aus dem 19. Jahrhundert

Lange vor der Entstehung der Fotografie und des Films eröffnet die Erfindung der Laterna magica im 17. Jahrhundert viele neue Möglichkeiten zur Unterhaltung und Bildung. Erstmals ist es möglich auf Glas gemalte Bilder auf eine helle Fläche zu projizieren. Die Laterna magica, die zunächst zur religiösen Erziehung gedacht ist, entwickelt sich zum beliebten Unterhaltungsmedium etwa auf Jahrmärkten.
Foto der Laterna Magica von vorne.

Die Laterna magica aus der Sammlung des Schulmuseums Friedrichshafen stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und hat ein reich verziertes, buntes Metallgehäuse. Auf den zugehörigen Glasbildern sind Szenen aus dem Märchen „Der Rattenfänger von Hameln“ abgebildet.

 Als Erfinder dieses einfachen Projektors gilt der deutsche Jesuitenpater Athanasius Kircher, der in seinem 1671 geschriebenen Buch über die physikalischen Gesetze der Projektion („Ars magna lucis et umbrae“) den Aufbau seiner „Zauberlaterne“, so die deutsche Übersetzung des lateinischen Namens, darstellt. Er verspricht sich von der Projektion biblischer Motive Hilfe bei der religiösen Erziehung von Kindern. Allerdings feiert er damit kaum Erfolg. Seine Erfindung findet jedoch den Weg auf die Jahrmärkte. Dort werden nachgebaute Versionen des Projektors mit verschiebbaren Glasbildern, worauf zum Beispiel turnende Akrobaten zu sehen sind, ausgestellt. Die Laterna magica wird so immer beliebter.

Im Laufe der Zeit wird sie preiswerter und handlicher.  Sie wird zunehmend für den Hausgebrauch von bürgerlichen Familien produziert. Ob das Objekt des Monats im Schulunterricht eingesetzt wurde, ist fraglich: ihre reiche bunte Verzierung legt eher die Vermutung nahe, dass es sich hier um ein Stück aus privatem Besitz handelt.

Der Aufbau der Laterna magica ähnelt stark dem modernen Diaprojektor. Anfangs dient eine Öllampe als Lichtquelle. Später werden Kalk- oder Gaslampen benutzt. Die Projektoren wurden größer und leistungsstärker. Dies ermöglicht zu Beginn des 19. Jahrhunderts nun auch Vorführungen vor vielen Zuschauerinnen und Zuschauern. Ein Schornstein oberhalb der heißen Lichtquelle – in unserem Fall eine Kerze - sorgt für Belüftung. Die Glasbilder sind zwischen der Lichtquelle und der Linse in einem Rahmen eingespannt und lassen sich hin und her schieben. Die Sammellinse bündelt das Licht und projiziert das Bild. Zudem ist auf dem Gehäuse ein Tragegriff befestigt. Durch die Laternentür kann die Lichtquelle ausgewechselt werden.

Mit der Erfindung der Laterna magica ist eine wesentliche Voraussetzung für das Kino geschaffen. Was diesen Bildern allerdings noch fehlt, ist die Bewegung.

 

Paul Weishaupt (FSJ im Schulmuseum FN)

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