Sonntag, 01. Juni 2025

Der Barbie-Klopapierhut

2015 haben die Vereinten Nationen (UN) 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung verabschiedet, die bis 2030 erreicht werden sollen. In loser Reihenfolge stellen wir Objekte aus unserer Sammlung vor, die die 17 Ziele aus unterschiedlichen Perspektiven veranschaulichen. Die Barbiepuppe und ihr Kleid, das wir für das sechste Ziel „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ ausgewählt haben, passt vielleicht erst auf den zweiten Blick zu dem Thema. Unter ihrem roten, gehäkelten Rock verbirgt die vermutlich aus den 1970er Jahren stammende Barbiepuppe eine Rolle rosa Toilettenpapier. Solche so genannten Klopapierhüte gibt es in vielen verschiedenen Varianten, mit oder ohne Puppe. Sie alle dienen dem Zweck, das Toilettenpapier – egal, ob es sich auf der Hutablage im Auto oder im Badezimmer zu Hause befindet – zu verstecken und zu verhindern, dass es einstaubt oder sich während der Fahrt abrollt.
Eine Barbiepuppe in einem roten gehäkelten Kleid. Unter Ihrem Rock ist eine Rolle pinkfarbenes Klopapier.

Klopapier, wie wir es heute kennen, ist eine relativ neue Erfindung. 1890 wurde die Rolle mit abwickelbarem Papier von der Firma Scott Paper Company in England erfunden. Die Idee von Toilettenpapier gibt es aber schon länger. So benutzen es die Chinesen bereits ab dem fünften Jahrhundert. Im Mittelalter nutzen die Menschen in Europa das was gerade da ist: Moos, Schafswolle, alte Lappen und Stoffreste. Erst ab dem 16. Jahrhundert gibt es Belege dafür, dass die Menschen Abfall- oder minderwertiges Papier nutzen. Dadurch, dass die Herstellung von Papier ein großer Aufwand ist, werden die Reste häufig recycelt und wiederverwendet, bis sie schließlich als Abfall in der Toilette landen. Mit der industriellen Revolution wird das Herstellen von Papier immer einfacher – und somit auch die Zeitung immer mehr verbreitet. Und die wird dann oftmals letztlich zu Toilettenpapier umgenutzt. 

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird es üblicher, Papier extra für die Verwendung auf der Toilette herzustellen. Die einzelnen Blätter werden in kleine Schachteln verpackt als „Closet-Papier“ auf die Toiletten gestellt. Das Toilettenpapier auf Rollen hält schließlich in der Nachkriegszeit auch in Deutschland Einzug. 

Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 verbraucht jeder Deutsche im Durchschnitt rund 134 Rollen Klopapier pro Jahr. Damit liegen wir global auf dem zweiten Platz hinter den USA. Gleichzeitig haben rund 3,5 Milliarden Menschen weltweit keine angemessene sanitäre Versorgung, 419 Millionen von ihnen haben gar keinen Zugang zu einer Toilette. Fehlen sanitäre Einrichtungen und eine Abwasserentsorgung, gelangen Exkremente und Abwasser ins Trinkwasser. Die Folgen sind: verunreinigtes Trinkwasser und mangelnde Hygiene. Das ist die Hauptursache für Krankheiten wie Durchfall oder Cholera. Jedes Jahr sterben rund 7,5 Millionen Menschen an diesen vermeidbaren Krankheiten. Umso wichtiger ist es deshalb, das Ziel „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ aktiv zu verfolgen.

Chiara Rees - wissenschaftliche Volontärin

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