Sonntag, 01. September 2024

Das Sandmännchen

„Sandmann, lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit…“: Die Titelmelodie des Fernseh-„Sandmännchens“ kennt heute fast jedes Kind und auch jeder Erwachsene. Bereits seit 1959 bringt die Figur mit ihrem Abendgruß Kinder ins Bett.
Das Sandmännchen
Das Sandmännchen mit dem Ursprung in der DDR

Die Sandmannpuppe aus unserer Sammlung ist ein Objekt aus der Deutschen Demokratischen Republik. Die Puppe trägt eine blaue Zipfelmütze, einen blauen Mantel und eine braune Hose. Sie hat weiße Haare und einen langen weißen Kinnbart. In der Hand hält das Sandmännchen einen Sack voller Schlafsand. Das Sandmännchen hat eine besondere Geschichte: Es wird erstmals am 22. November 1959 im Ostfernsehen ausgestrahlt, zuvor gibt es bereits eine Sendung namens „Abendgruß“, die als Vorbild für „Unser Sandmännchen“ dient. Das Ost-Sandmännchen der DDR entsteht als Reaktion darauf, dass die Bundesrepublik Deutschland plant, einen Abendgruß als Kindersendung mit der Figur des Sandmanns im Fernsehen laufen zu lassen. Der ostdeutsche Sender DFF (Deutscher Fernsehfunk) macht es sich zur Aufgabe, noch vor dem Westfernsehen ein eigenes Sandmännchen ins Leben zu rufen. Dafür gestaltet der Bühnen- und Kostümbildner Gerhard Behrendt die Kultfigur: Er schafft es, in nur zwei Wochen das Sandmännchen in Form von Stop-Motion-Animationen zu erschaffen. Seit 1960 hat die Figur ihr charakteristisches Aussehen.

Nur neun Tage später, am 1. Dezember 1959, erscheint das West-Sandmännchen. Das Konzept ist bei beiden Sendungen gleich: Jeden Abend zeigt das Sandmännchen auf einem kleinen Fernseher kurze Geschichten für Kinder. Neben der Unterhaltung hat die Figur im DDR-Fernsehen allerdings auch einen ideologischen Erziehungsanspruch. Deswegen drehen sich die Einspielfilme nicht nur um Märchen, sondern auch um Besuche bei der Nationalen Volksarmee oder Reisen in sozialistische Bruderländer. Auch die zahlreichen unterschiedlichen Fahrzeuge, mit denen das Sandmännchen reist, soll den technischen Fortschritt der DDR darstellen. So kommt er mal mit einer Rakete oder Weltraumstation, mal im Trabant oder in der Dampflok.

Das Ost-Sandmännchen aus dem Fernsehen trägt heute einen Mantel und eine Zipfelmütze in rot. Zu Beginn sieht der Mann mit dem Spitzbart allerdings so aus wie unsere Puppe. Optisch unterscheiden sich die Figuren aus Ost und West:. Der Sandmann aus dem Westen hat einen Backenbart und fährt auf einem kleinen Boot. Er trägt eine Mütze, einen gestreiften Rollkragenpullover und eine braune Jacke. 

Nach dem Mauerfall 1989 und der Wiedervereinigung 1990 soll das Ost-Sandmännchen abgeschafft werden. Zahlreiche Proteste aber sorgen dafür, dass es im Programm bleibt. Das Sandmännchen aus dem Westfernsehen wird hingegen 1989 eingestellt.

In mehr als 60 Jahren sind inzwischen über 22.000 Folgen der Kultserie erschienen. Das Sandmännchen und seine Freunde Pittiplatsch, Plumps, Jan und Henry oder der kleine König erleben allerlei Abenteuer. Jede Folge endet damit, dass das Sandmännchen seinen Sand ausstreut, damit die Kinder müde werden.

Zu seinem 60. Geburtstag 2019, aber auch zum 65. Geburtstag, der im November dieses Jahrs bevorsteht, bekommt das Sandmännchen eine ganze Reihe von neuen Fahrzeugen, mit denen er seine Abenteuer bestreitet und Orte bereist. So reist er mit dem ICE, dem Motorrad, surft auf einem Surfboard oder fährt eine Recycling-Maschine. Die neuen Fortbewegungsmittel sind auch Zeichen dafür, dass das Sandmännchen mit der Zeit geht und trendige Sportarten ausprobiert, aber auch umweltfreundliche Verkehrsmittel nutzt. Das Logo der Kinderserie hat ein Sandmännchen im Zeichentrick-Stil bekommen. In den Einspielern ist jedoch noch immer eine Stop-Motion-Animation der Figuren zu sehen.  

 

Susanne Appl (Wissenschaftliche Volontärin)