Mittwoch, 01. Oktober 2025

Das „Sandkasten Handbuch."

Das „Sandkasten-Handbuch.Ein Beitrag zur Wehrerziehung der Schuljugend.“ entsteht 1942 im Rahmen der „Sandkasten-Aktion des ‚Hilf mit‘-Werkes der deutschen Erzieher“. 

Die Titelseite eines braunen Buches. In dunkelbraunen Buchstaben steht darauf "Sandkastenhandbuch. Ein Beitrag zur Wehrerziehung der Schuljugend."

 Die „Hilf mit!“ ist eine nationalsozialistische Zeitschrift für Schülerinnen und Schüler, die vom Nationalsozialistischen Lehrerbund herausgegeben wurde. In dem Geleittext zum Buch schreibt der Gauleiter Fritz Wächtler: „Durch die Sandkastenarbeit werden in den verschiedenen Unterrichtsfächern wichtige geistige Voraussetzungen für den künftigen soldatischen Einsatz der Jungen geschaffen und das Zeitgeschehen wird in die Schulstuben hineingetragen.“ Damit gewährt das Objekt bereits einen ersten Einblick in den neuen Teil der Dauerausstellung „Jugend unterm Hakenkreuz“, der am 26. November eröffnet wird. 

Der im Unterricht eingesetzte Sandkasten ist ein etwa 100 x 150 cm großes Tablett, das mit Sand gefüllt ist. Die Kinder sollen damit das Gelände und die Berglandschaft im Klassenzimmer nachstellen und so Geografie lernen. Dieses Konzept wurde bereits in der Weimarer Republik, beeinflusst von der Reformpädagogik, verwendet. Die Nationalsozialisten übernehmen diese Methode, legen jedoch den Fokus auf die „Wehrerziehung“, die die Jugend zu disziplinierten Soldaten der Wehrmacht machen soll.

Mithilfe von kleinen selbstgebastelten Soldaten, Häusern, Bäumen und Geschützen, können die Schülerinnen und Schüler Landschaften in den Sand bauen. Das Buch schlägt Lehrkräften vor, den Sandkasten in unterschiedlichen Schulfächern zu nutzen. Im Geschichtsunterricht können beispielsweise die Schlachten der Römer gegen die Germanen nachgespielt werden, während sich die „Gegenwartsgeschichte” mit der Panzer- und Fliegerabwehr befasst. Auch englische Militärbegriffe können in den Sprachunterricht integriert werden. Selbst Mathematik kann mithilfe des Sandkastens unterrichtet werden: Marschgeschwindigkeiten können berechnet und anschließend dargestellt werden. 

Der Sandkasten wird so zu einem Instrument, mit dem die Nationalsozialisten ihre Ideologie in den Klassenraum bringen. 

 

Chiara Rees, wiss. Volontärin

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