Montag, 01. Dezember 2025

Engelsgeläut von 1910

Das Aufstellen von Weihnachtsdekoration ist bereits Anfang des 20. Jahrhunderts fester Bestandteil der Adventsvorbereitungen. Vieles ist uns auch heute noch bekannt, zum Beispiel der Weihnachtsbaum oder der Adventskalender. Ein Engelsgeläut, wie es unser Objekt des Monats für den Dezember ist, gibt es heute in vereinfachter Form weiterhin zu kaufen. 

Ein aufgebautes Engelsgeläut.

Das erste offizielle Patent für ein „Engel-Weihnachts-Geläut” meldet Walter Stock mit seiner Firma Adrian & Stock im Jahr 1905 an. Die Verpackung preist es als „konkurrenzloses Fabrikat“ an. Das hier präsentierte Engelsgeläut ist wahrscheinlich genau das: ein Konkurrenzprodukt, das der Originalversion von 1910 zwar sehr ähnlich ist, bei genauerem Hinsehen aber als Nachahmung erkennbar wird. Es ist aber vermutlich dennoch im selben Zeitraum um 1910 entstanden.

Nichtsdestotrotz funktionieren beide nach dem gleichen Prinzip: Die aufsteigende warme Luft der Kerzen treibt den mit goldenen Sternen bemalten Propeller an, der wiederum die vier Engel zum Drehen bringt. Mit den an ihre Hände gebundenen Metallschlägern klingeln die Engel an den drei Glocken. Die Konstruktion ist von den bereits im 18. Jahrhundert populär gewordenen Weihnachtspyramiden inspiriert, die nach einem ähnlichen Prinzip mit aufsteigender warmer Luft funktionieren.

In einer Zeitungsannonce der Firma Adrian & Stock aus dem Jahr 1905 im Beiblatt der Fliegenden Blätter wird das „Engel-Christbaum-Geläut“ als das „Großartigste für den Christbaum“ angepriesen. Es wird versprochen, dass das „Harmonische, silberhelle Erklingen der Glocken […] Jeden in eine weihevolle Stimmung" versetzt. Es habe „Noch nie […] für den Christbaum eine so wunderbar schöne Illusion existiert“. Das Produkt war offenbar so erfolgreich, dass es auch außerhalb Deutschlands verkauft wurde. Teilweise existieren noch Gebrauchsanweisungen auf Englisch, die darauf hinweisen, dass es beispielsweise in England oder den USA vertrieben worden ist.

Viele der Motive sind christlich geprägt und zeigen die Krippe mit Jesus. Bei unserem Objekt wird diese Szene durch die Sprüche „Ehre sei Gott in der Höhe” und „Friede auf Erden den Menschen” ergänzt. Ersterer steht auch auf dem Banner, das der Engel an der Spitze in den Händen hält. Es gibt auch aufwendiger gearbeitete Variationen der Krippenszene oder sogar ein Knusperhäuschen mit Hänsel und Gretel. Allen gemeinsam ist, dass sie mit ihren Glockengeläuten die Leute in die Adventszeit begleiten.

Chiara Rees, wiss. Volontärin

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