Lebensmittelkarten von 1946

Die Karten wurden vom Ernährungsamt für die französische Zone Württembergs an die erwachsene Bevölkerung ab 18 Jahren ausgegeben. Eine abgeschnittene Marke entsprach einer zugeteilten Lebensmittelration. Für eine Marke „E-Milch“ erhielt man beispielsweise einen viertel Liter. Das „E“ bedeutete, dass die Milch mit zusätzlichen Vitaminen und Nährstoffen angereichert war. Dass man mit den Marken auch den zugeteilten Anteil an Lebensmitteln erhielt, war jedoch nicht selbstverständlich. Oft waren gerade Dinge wie Fleisch, Zucker und Marmelade knapp und daher schwer oder gar nicht zu bekommen. Der Schwarzmarkt war daher eine weitere Möglichkeit, illegal an Lebensmittel zu kommen. Entscheidend war auch, wo man lebte: Auf dem Land war die Versorgungslage durch die vorherrschende Landwirtschaft deutlich besser als in der Stadt.
Mit der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen übernahmen die Alliierten USA, Frankreich, England und die Sowjetunion die Verwaltung. Dazu gehörte auch die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Während des Krieges war die Ernährungslage der deutschen Bevölkerung vergleichsweise gut, was auch daran lag, dass die NSDAP bereits vor Kriegsbeginn im August 1939 sogenannte Bezugsscheine eingeführt hatte, mit denen auch Lebensmittel rationiert wurden. Sie hatte aus dem Scheitern des Ersten Weltkrieges gelernt, wie wichtig es war, die eigene Bevölkerung gut mit Lebensmitteln zu versorgen, um den Kriegswillen möglichst lange aufrecht zu erhalten. Um dies zu gewährleisten, wurden in den besetzten Ländern wie Polen oder Griechenland Lebensmittel beschlagnahmt und nach Deutschland transportiert. Das führte zu großen Hungersnöten in den betroffenen Gebieten.
Mit dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes kam es zu immer größeren Versorgungsengpässen. Eine der ersten Aufgaben der Besatzer war daher die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Damit sollte sowohl eine große humanitäre Katastrophe verhindert, als auch die Loyalität der Deutschen nach Kriegsende gesichert werden. Die Alliierten nahmen an, dass eine ausgehungerte Bevölkerung bei unzureichender Versorgung zum Faschismus zurückkehren könnte. Diese Befürchtungen wurden durch Parolen wie „Ami gib uns was zu Essen, sonst werden wir Hitler nicht vergessen“ noch verstärkt. Die Ernährung der deutschen Bevölkerung wurde zur Priorität. Je weiter der Wiederaufbau voranschritt, desto besser wurde die Versorgungslage. So wurden die Lebensmittelmarken in der BRD 1950 und in der DDR 1959 offiziell abgeschafft.
Chiara Rees, wissenschaftliche Volontärin