Lesebrille aus den 1980ern

Die Brille aus unserer Sammlung stammt wahrscheinlich aus den 1980er Jahren und ist von der Firma Rodenstock. Auf der Innenseite des Bügels stehen sowohl die Marke als auch der Name des Modells: „Silvana”. Das Brillengestell ist aus Acetat im Schildpattdesign. Dies ist leicht, und lässt sich leicht verarbeiten. Die Brillengläser deuten darauf hin, dass die Brille von einer Person mit Weitsichtigkeit getragen wurde, eventuell sogar als Lesebrille.
Die ersten Erwähnungen von Brillen stammen aus dem 13. Jahrhundert aus Italien. Damals bestanden die Gläser noch aus Kristallen, beispielsweise aus Quarz oder dem Halbedelstein Beryll. Daraus hat sich der Name "Brille" entwickelt. Am Anfang werden sie in erster Linie als Lesehilfen genutzt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich ihre Form immer weiterentwickelt: von der Nietbrille, bei der die Gläser durch Niet und Scharnier verbunden sind, über das Monokel bis hin zur Brille mit zwei Bügeln, wie wir sie heute kennen.
Eine Brille zu tragen, ist heutzutage selbstverständlich. Dennoch haben Millionen Menschen keinen Zugang zu Brillen oder Optikern. Laut einer Studie der WHO (Weltgesundheitsorganisation) von 2019 sind nicht behandelte Sehbeeinträchtigungen in Regionen mit niedrigem und mittlerem Einkommen viermal so häufig wie in Regionen mit hohem Einkommen. Besonders betroffen sind Kinder, da sich ihre Sehstärke schneller verändert als die von Erwachsenen und sie daher häufiger neue Gläser benötigen. Dadurch wird ihre (Schul-)Bildung direkt negativ beeinflusst und ihre beruflichen Chancen deutlich gemindert. Ein gleichberechtigter Zugang zu Sehkorrekturen trägt also dazu bei, Bildungsungleichheiten abzubauen und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse langfristig zu fördern.
Chiara Rees, wiss. Volontärin