Dienstag, 01. Oktober 2024

Nationalsozialistisches Spielzeug

Die Ideologie der Nationalsozialisten macht auch vor den Kinderzimmern nicht Halt. Ob Spiele, Spielzeug oder Kinderbücher: der Nationalsozialismus nutzt jeden Weg zur Beeinflussung auch der heranwachsenden Generationen. Das Objekt des Monats Oktober zeigt dies sehr eindrücklich.
Drei Figuren nationalsozialistischer Spielzeuge

Die Figuren von Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Hermann Göring sind neue Objekte in unserem Depot. Sie wurden vom Schulmuseum Friedrichshafen angekauft, um die Sammlung zur Kindheit zu ergänzen. Die Besonderheit von zwei Figuren ist der bewegliche rechte Arm, der den so genannten „Hitlergruß“ ermöglicht.

Die Figuren werden von 1933 bis etwa 1944 von der Firma O. M. Hausser hergestellt. Der Sitz ist bis 1936/1937 in Ludwigsburg, danach in Neustadt bei Coburg. Die Firma ist führend im Herstellen kleiner Figuren. Sie bestehen aus den von ihr eigens entwickelten Material Elastolin, einer Mischung aus Sägemehl, Kasein, Kaolin und Leim. Dieses Gemisch wird dann über Drahtgestelle und in Zinnformen gegossen, wodurch die Figuren entstehen.

Spielsachen sollen die Ideologie an die Kleinsten weitertragen und sie mit nationalsozialistischer Werten vertraut machen. Das ist jedoch kein neues Phänomen – schon in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches sind Spielsachen ideologisch aufgeladen. Auch O. M. Hausser stellt zu dieser Zeit bereits Spielsachen her, die dem Zeitgeist entsprechen: Verkauft werden unter anderem Soldaten mit Pickelhauben, mit denen Schlachten des Ersten Weltkriegs nachgestellt werden können. 

Besonders Motive und Szenen aus dem nationalsozialistischen Alltag finden ihren Weg über Spielsachen ins Kinderzimmer. Es gibt eine Vielzahl an Soldatenfiguren, Brettspielen, Kartenspielen oder Bausätzen. Spielzeug, das die Bereitschaft zum Krieg und Kampf schüren soll, ist beliebt. 

Doch nicht alle Spielsachen sind während des Hitler-Regimes gerne gesehen. Um die „Würde“ der nationalsozialistischen Symbole zu schützen, wird 1933 das Gesetz zum „Schutze der nationalen Symbole“, auch „Anti-Kitsch-Gesetz“ genannt, erlassen. Es soll verhindern, dass Hakenkreuze auf Gegenstände gedruckt und abgebildet werden, die den Staat verspotten oder in einem schlechten Licht dastehen lassen. Schmähbilder von nationalsozialistischen Persönlichkeiten sollten so beispielsweise verhindert werden. Durch das Gesetz sollte sichergestellt werden, dass die Deutungshoheit der öffentlichen Darstellung der nationalsozialistischen Symbole beim Staat bleibt. Artikel mit solchen Symbolen dürfen nur noch produziert werden, wenn ein Muster davon zuvor genehmigt wurde. Die Figuren mit beweglichem rechtem Arm sind weit verbreitet – sie sind im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda und dürfen auch trotz des „Anti-Kitsch-Gesetzes“ verkauft werden.

Susanne Appl (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

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