Dauerausstellung

Schulgeschichte mit allen Sinnen erleben: Der besondere Geruch alter Schulzimmer begleitet den Gang durch die unterschiedlichen Epochen.
Drei Personen sitzen in bunt gestaltetem Kellerraum
Foto: Anja Koehler

Die Anfänge im Mittelalter

Die Dauerausstellung beginnt im Gewölbekeller mit faszinierenden Einblicken in das Mittelalter. Der 2023 neu gestaltete Raum stellt die Lebenswelt von Kindern in den Mittelpunkt und fragt, wie sie denn nun tatsächlich lebten: Hatten sie wirklich dieses düstere, entbehrungsreiche Leben, wie es oft dargestellt wird? Oder fanden sie doch Zeit zum Spielen, für Freizeit, waren sie doch mehr als „nur“ weitere Arbeitskräfte?

Ausgewählte Objekte und anschauliche Inszenierungen machen zentrale Aspekte des Kinderalltags sichtbar: die Mitarbeit in Haus und Hof, die Bedeutung des Spiels, die Rolle von Glauben und Magie sowie die Möglichkeiten des schulischen und handwerklichen Lernens. Besondere Highlights in diesem Raum sind hochkarätige Exponate wie eine Fraisenkette oder mittelalterliches Spielzeug aus dem Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg. 

So erhalten Besucherinnen und Besucher einen fundierten und sehr differenzierten Blick – frei von Klischees und überkommenen Vorstellungen – in die vielfältigen Erfahrungen und Herausforderungen, die das Aufwachsen im Mittelalter prägten. 

Die Dorfschule

Kinder von heute im Klassenzimmer der Dorfschule von früher

Ab dem 16. Jahrhundert breiteten sich die deutschsprachigen Schulen bis in die ländlichen Gebiete aus. In den Dorfschulen lernten teils bis zu 100 Schüler unterschiedlichen Alters gemeinsam Lesen, Schreiben und vor allem Religion. Wie beengt es in einer solchen Dorfschule zuging, kann man im Schulmuseum in originalen Schulbänken aus der Zeit nachempfinden.

Das 19. Jahrhundert: Bürgertum und Bildung

Einblick in ein Klassenzimmer von 1900

Ein Jahrhundert des Fortschritts und der Technisierung, bedeutend auch für die Schulen: die Schulpflicht wurde eingeführt, das Schulwesen wurde systematisiert. Neue Schulformen entstanden, darunter Gymnasien und Realschulen; neue Schulgebäude wurden gebaut und die Lehrerausbildung wurde vereinheitlicht. Technische Neuerungen und Innovationsgeist veränderten auch die Schule – sowohl bei der Einrichtung als auch beim Lehrstoff. Im Laufe des 19. Jahrhundert fanden zunehmend auch Lehrerinnen Zugang zu den Seminaren. Sie kämpften jedoch lange gegen Vorurteile, die ihnen eine Lehrbefähigung absprachen. Auch diesen Aspekt beleuchtet das Schulmuseum anschaulich.

Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus

Klassenzimmer um 1930

Im Deutschen Kaiserreich leiteten sich Erziehungsziele direkt vom Kasernenhof ab: Disziplin, Ordnung, unbedingter Gehorsam, Treue zum Staat und dem Kaiser, Vaterlandsliebe wurden bereits in der Schule zu wichtigen Säulen des Unterrichts.

Erst in der Weimarer Republik hielten neue Ansätze aus der Reformpädagogik Einzug im Unterricht, auf demokratischer Grundlage wurde das Schulwesen reformiert. Allerdings wurden diese Neuerungen unter der nationalsozialistischen Diktatur ab 1933 bald abgeschafft. Rassenideologie, Führerprinzip und die Vorbereitung auf das Militär bestimmten den Unterricht – eine Entwicklung, die im Themenraum „Jugend unterm Hakenkreuz“ besonders deutlich wird.

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Themenraum „Jugend unterm Hakenkeuz“

Vier Menschen im Museum

Wen, wenn nicht die Kinder, sollte eine Diktatur in den Blick nehmen, will sie ihre Macht festigen?! Die neue Dauerausstellung „Jugend unterm Hakenkreuz“ zeigt, wie Kindheit und Jugend von Ideologisierung und alles durchdringender Beeinflussung geprägt sind und wie das nationalsozialistische Regime nahezu alle Lebensbereiche vereinnahmt. 

Kinder rücken von klein auf in den Fokus der NS-Propaganda. Gehorsam, Kameradschaft und besondere Opferbereitschaft sind zentrale Themen in Schule und Freizeit. Rassenlehre und Wehrertüchtigung durchziehen die Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien, während die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend Freizeit und Erziehung bestimmt. Spätestens mit dem Einzug in „Volkssturm“ und zu den „Luftwaffenhelfern“ ab 1944 wird deutlich, was das auch für Jugendliche bedeutet: Krieg, Leid und Tod.

Unangepasst sein oder Widerstand sind gefährlich und können mit dem Tod enden. Auch das Familienleben bleibt von der Ideologie nicht unberührt. Starre Rollenbilder, Verzicht im Sinne der „Volksgemeinschaft“ und staatlich gelenkte Erziehung ordnen das Privatleben, wenn auch voller Widersprüche, dem Politischen unter. 

Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung prägen dagegen das Leben derer, die nicht ins Schema des „arischen Herrenmenschen“ passen: Jüdische Kinder, Sinti und Roma, behinderte oder unangepaste Kinder und Jugendliche werden aus ihren Familien gerissen und in Heime oder Lager verschleppt, müssen Zwangsarbeit leisten oder werden in Konzentrationslagern oder Eutanasieanstalten ermordert. 

Schule von 1945 bis heute

Zerstörte Schulgebäude, fehlendes Unterrichtsmaterial und Lehrermangel bestimmten den Schulalltag nach 1945. Kinder aller Konfessionen wurden nun gemeinsam unterrichtet und die Geschlechtertrennung in den Klassen wurde aufgehoben. Viele kleine ländliche Schulen wurden im Zuge von Reformen der 1960er und 1970er Jahre aufgelöst. Neue Schulformen, wie die Werkrealschule und die Verkürzung der Schuljahre in Gymnasien, stellen aktuelle Neuerungen dar.