Sonntag, 17. März 2019

2018: Wie kommt die Welt ins Kinderzimmer?

Gelernt wird immer – nur was und wie? Die Sonderausstellung „Wie kommt die Welt ins Kinderzimmer? Bücher, Baukästen und Bildschirme“ blickt bis 17. März 2019 in die Spiel- und Lernwelt der Jahrhunderte.
Mädchen sitzt auf dem Boden und spielt mit elektronischen Spielsachen

Schule oder Kinderzimmer – oder ganz woanders… Wo haben wir wirklich gelernt? Bücher, Baukästen oder Zinnsoldaten holten einst die Welt ins Kinderzimmer. Heute führen Tablets und Tutorials die Kinder und Jugendlichen in die Lebenswelt der nächsten Generation ein.

Die Ausstellung „Wie kommt die Welt ins Kinderzimmer?“ spürte vom 27. Juni 2018 bis zum 17. März 2019 nach, wie – abhängig vom jeweiligen Zeitgeist – im besten Falle nützliches Wissen in die Kinderzimmer transportiert wurde und wird. Mit dem Blick in die Zukunft stellte sich das Schulmuseum auch den aktuell brennenden Fragen rund um die Digitalisierung im Kinderzimmer. Die Ausstellung wurde kuratiert von Bettina Kießling (Schulmuseum Friedrichshafen) und Daniela Egger (Schriftstellerin und Freie Kuratorin Bregenz).

Spiel bedeutet Aneignung der Welt – schon in der Steinzeit. Und über die Jahrtausende haben sich Spielzeuge wie Rasseln, Murmeln oder Ball allenfalls im Material geändert. Wer spielt, lernt – das Lernen verfolgt einen Zweck. Und der ändert sich mit dem Lauf der Zeit.

Die Kuratorinnen hatten sich auf die Spur gemacht, wie und wo Kinder außerhalb der Schule lernten und lernen. Der zeitliche Bogen reicht vom Mittelalter über die Gegenwart bis in die Zukunft. Ritterspiele, Belehrendes im Zeitalter des Humanismus, Technik und Militär für Jungen sowie Haushalt und schöne Künste für Mädchen Ende des 19. Jahrhunderts, Amerikanisierung der Kinderzimmer nach dem Zweiten Weltkrieg, Tschernobyl als Katastrophenerfahrung in den 1980er Jahren oder Robotisierung – die Ausstellung zeigt Entwicklungen auf, die deutlich machen, wie sich Ereignisse, gesellschaftliche Werte und Ideologien in Spiel und Lernen niederschlagen und in den Kinderzimmern wiederfinden.

In einem Interviewfilm kamen verschiedene Menschen darüber zu Wort, wo sie wirklich gelernt haben: Der Museumsleiter wurde durch das Elternhaus politisiert, die ehemalige Lehrerin auf dem Bauernhof der Großmutter auf eine pragmatische Distanz zu (Nutz-)Tieren geprägt. Die Architektin erfuhr in ihrer Schulzeit, wie wichtig die geeignete Architektur für das Lernen ist. Und der ehemalige Fußballprofi lernte tatsächlich schon als Kind auf dem Fußballplatz, was Gerechtigkeit bedeutet.

In der grafisch ausgefallenen Gestaltung von Klaus Lürzer aus Götzis / Vorarlberg machten die Besucher eine Zeitreise und erlebten gleichzeitig Konstanten der Wissensvermittlung.

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