Montag, 01. November 2021

Schulwandbild „Gift Pflanzen“

Bilder, Spiele und Videos gestalten heute in den Schulen den Unterricht abwechslungsreicher und anschaulicher. Auch schon vor über 150 Jahren gibt es Unterrichtsmedien, die dies erzeugen sollen – Schulwandbilder wie das Objekt des Monats November.
Zeichnung einer Tollkirsche

 

Das Schulwandbild „Gift Pflanzen“ wird vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt und zeigt die Zeichnung einer Tollkirsche und eines Stechapfels. Solche Wandbilder sollen Im Unterricht die Kinder vor Giftpflanzen warnen und ihnen deutlich zu machen, dass die Pflanzen nicht gegessen und verfüttert werden dürfen. Das ist zu einer Zeit, in der viele Kinder auf dem Land die Tiere hüten, besonders wichtig.

Erste Nachweise für Wandbilder gibt es bereits für das Ende des 18. Jahrhunderts. Diese frühen Bildtafeln sind meistens vergrößerte Drucke von Abbildungen aus Schulbüchern. Um 1850 werden verstärkt Schulwandbildern mit eigenen Darstellungen produziert. Diese neuen Wandbilder werden vermehrt im Unterricht eingesetzt. Mit ihnen wird es, wie mit dem Wandbild „Gift Pflanzen“ möglich im Unterricht mehr auf den Alltag und die Lebensumstände der Kinder einzugehen.

Die Produktion und Nachfrage von Wandbildern nimmt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts deutlich zu. Besonders für den Anfangsunterricht und die Fächer Religion, Erdkunde, Geschichte und Naturkunde werden viele Schulwandbilder produziert. Die Bilder werden in dieser Zeit größer, bunter und qualitativ hochwertiger. Um 1900 wird die künstlerische Gestaltung und Ästhetik der Wandbilder nochmal wichtiger. Neue Bilder werden nun oft von Künstlern und Künstlerinnen gestaltet und hängen sogar als Wandschmuck in bürgerlichen Kinderzimmern. Mit der künstlerischen Gestaltung will man auch das ästhetische Empfinden der Kinder positiv beeinflussen.

Schulwandbilder prägen rund 100 Jahre lang das Lernen und Lehren in den Schulen. Sie sind neben den Schulbüchern das zentrale Unterrichtsmedium und spiegeln das gelehrte Wissen ihrer Zeit wider. Mit der Verbreitung von technischen Unterrichtsmitteln wie Film, Dia oder Overheadprojektoren werden Wandbilder ab den 1960er Jahren weniger bedeutend und verschwinden nach und nach aus vielen Schulen.

Seit einigen Jahrzehnten haben Schulwandbilder verstärkt das Interesse von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, beispielsweise aus der Kulturgeschichte und den historischen Erziehungswissenschaften geweckt. Anhand von historischen Schulwandbildern lassen sich Rückschlüsse auf die Unterrichtsinhalte ziehen. Zudem spiegeln sie immer auch den Zeitgeist ihrer Entstehungsepoche wieder. So können sie unter anderem Auskunft geben über damalige Einstellungen, Meinungen und Stereotype.

 

Karin Oelfke (wissenschaftl. Volontärin)