Freitag, 01. Juli 2022

Fahrzeuge in J. Staubs Bilderbuch aus 1918

Ab 1900 verändert sich das Straßenbild zunehmend. Nicht mehr nur von Pferden gezogene Wagen fahren jetzt durch die Straßen, sondern auch Fahrräder, Autos und elektrische Straßenbahnen. Wie das auch Kinderbücher beeinflusst, erfahren Sie bei unserem Objekt des Monats.
Ein altes Bilderbuch zeigt Straßenverkehr aus 1918

Viele Menschen sind fasziniert von den neuen Verkehrsmitteln und sehen in ihnen das Symbol für den technischen Fortschritt und die moderne Zeit. Besonders die in der Wahrnehmung der Zeitgenossen rasanten Autos wecken viele Sehnsüchte. Die Spielzeugindustrie greift diese Faszinationen auf und bald finden sich in den Geschäften Spielzeugfahrzeuge und Kinderbücher mit Bildern von modernen Fahrzeugen.

„J. Straub´s Bilderbuch. Anschauungsunterricht für Kinder. Ein Buch für Haus und Schulen“ erscheint 1918 in Zürich. Das Bilderbuch widmet dem Thema Fahrzeuge eine Doppelseite. Moderne Fortbewegungsmittel fahren hier neben traditionellen, von Pferden gezogenen Fahrzeugen wie Kutschen und Pferdebahnen. Bürgerliche Familien legen immer mehr Wert auf die Bildung ihrer Kinder. Anhand solcher Anschauungsbücher wird ihnen wichtiges Wissen aus ihrem Alltag und ihrer Umwelt gezeigt. Beliebte Motive sind Tiere, Szenen aus anderen Ländern oder wie hier aktuelle Alltagsszenen.

So friedlich und harmonisch wie auf den Bildern ist der Straßenverkehr damals allerdings nicht. Für die Zeitgenossen bedeuten die neuen Fortbewegungsmittel auch große Herausforderungen. Verkehrsaufkommen, -geschwindigkeit und Straßenlärm nehmen deutlich zu. Dazu kommt Staub, den die Autos auf den unbefestigten Straßen aufwirbeln. Die Menschen sind es noch nicht gewöhnt, auf viele schnelle Fahrzeuge zu achten, und es kommt häufig zu schweren Unfällen.

In vielen Ländern werden deshalb Maßnahmen entwickelt, die den Straßenverkehr sicherer machen und die Verkehrsteilnehmenden schulen sollen. So werden Verkehrsschilder und -regeln, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Führerscheine eingeführt. Besonders die Kinder sollen im Umgang mit dem Verkehr ausgebildet werden. In Württemberg wird deshalb ab 1905 die Verkehrserziehung in den Schulen gesetzlich festgelegt und ab 1930 deutschlandweit eingeführt.

Bis heute ist die Verkehrserziehung fester Bestandteil in Kindergärten und Grundschulen. Die Kinder lernen neben Verkehrsregeln besonders, wie sie selbstständig und sicher am Straßenverkehr teilnehmen können.

Karin Oelfke (wissenschafl. Volontärin)

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