Freitag, 01. Oktober 2021

Anstecker der FDJ zum 40. Jahrestag der DDR

Im Herbst 1989 finden in Leipzig und vielen anderen ostdeutschen Städten friedliche Demonstrationen statt, die das Ende der DDR und die deutsche Wiedervereinigung beschleunigen. Das Objekt des Monats zeigt, wie der SED-Staat auch in der Endphase der DDR Kinder und Jugendliche für sich instrumentalisiert. Mitglieder der Freien Deutschen Jugend (FDJ) tragen und verteilen den Anstecker mit ihrem Symbol vermutlich beim Fackelumzug durch Ostberlin anlässlich des 40. Jahrestags der DDR im Oktober 1989.
Anstecker mit dem Symbol der FDJ

Die FDJ ist die staatliche Massenjugendorganisation der DDR. Rund 80 Prozent der Jugendlichen gehören ihr in den 1980er Jahren an. Die Mitgliedschaft ist zwar formell freiwillig, doch alle, die nicht in der FDJ sind, müssen mit Nachteilen rechnen. Die FDJ soll die Jugendlichen außerhalb der Schule erziehen und bilden. Sie nimmt Einfluss auf viele Bereiche des alltäglichen Lebens wie Schulen, Universitäten und Arbeitsstellen. Die FDJ leitet Jugendclubs, organisiert Freizeitveranstaltungen und Aufmärsche und bestimmt das Jugendprogramm in Fernsehen und Radio mit. Die SED möchte so die Heranwachsenden besser kontrollieren und an sich binden. Viele Jugendliche sind jedoch nur formal Mitglied und stehen der Organisation innerlich eher distanziert gegenüber.

Im Herbst 1989 häufen sich die Krisenanzeichen in der DDR. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst, immer mehr Menschen versuchen aus dem Land auszureisen, und die Demonstrationen gegen den Staat und die SED nehmen zu. Die Demonstranten und Demonstrantinnen fordern freie Wahlen, Presse-, Meinungs- und Reisefreiheit. Unberührt davon und mit großem propagandistischen Aufwand wird im Oktober 1989 feierlich der 40. Jahrestag der DDR zelebriert. Die SED will demonstrieren, dass die Lage im Land stabil ist. Teil dieser Feierlichkeiten ist auch, wie jedes Jahr seit der Staatsgründung 1949, ein großer Fackelumzug der FDJ durch Ostberlin. Der Umzug soll die Verbundenheit der Jugend mit dem Staat und der SED zeigen. Rund 100.000 Mädchen und Jungen aus allen Teilen des Landes huldigen am 6.Oktober 1989 dem Staat und der Partei. Es ist der letzte Fackelumzug der FDJ. Nur wenige Stunden später finden am gleichen Ort friedliche Demonstrationen statt, die von der Polizei und Staatssicherheit gewaltsam beendet werden.

Trotzdem breiten sich die Demonstrationen immer weiter aus und die Opposition wächst. Dies führt schließlich im November 1989 zum Fall der Mauer. Dadurch wird auch die Wiedervereinigung 1990 möglich.

Die FDJ ist nach 1990 schnell bedeutungslos geworden. Sie existiert aber auch heute noch mit schätzungsweise 150 bis 200 Mitglieder deutschlandweit.

 

Karin Oelfke (wissenschaftl. Volontärin)

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