Samstag, 01. November 2025

Schulwandbild „Geschichte als Gegenwart“

Das Schulwandbild mit dem Titel „Geschichte als Gegenwart“ stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945). Aus heutiger Perspektive fällt auf, dass die Zeitleiste zwar bis ins Jahr 1950 reicht, der Zweite Weltkrieg jedoch nicht erwähnt wird. Adolf Hitler ist weiterhin an der Macht, so die Aussage. Tatsächlich hat er im April 1945 Selbstmord begangen und der Krieg ist verloren, das NS-Regime am Ende. 

Ein Schulwandbild mit einem Zeitstrahl von 1900 bis 1950. Es sind mehrere NS-Symboliken wie Hakenkreuze zu sehen.

Das Schaubild verdeutlicht das Selbstverständnis, mit dem die Nationalsozialisten den Weg und die Zukunft Deutschlands planen.

Das Schulwandbild ist 1937 entstanden und schaut somit 13 Jahre in die Zukunft.

Der Zeitstrahl beginnt 1900 mit dem Deutschen Kaiserreich, das mit einem gelben Balken mit der Überschrift „Wilhelm II.“ dargestellt ist. Das Kaiser-Porträt und sein Name stehen nach den Nationalsozialisten für eine Tradition, die im „Dritten Reich“ fortgeführt wird. Bereits 1908 gibt es einen Einschnitt, in dem Deutschland als Opfer des „Dreierverbundes“  dargestellt wird. Wahrscheinlich ist damit die Triple Entente zwischen England, Russland und Frankreicht gemeint. Darüber schwebt ein Zeppelin, eventuell der LZ 129 „Hindenburg“, der ebenfalls für Propagandazwecke missbraucht wird.

Die Weimarer Republik wird hier mit einem schwarzen Balken als Zeit „Unter dem Fluch von Versailles“ bezeichnet, die nur durch die NSDAP beendet werden konnte. Der wachsende Einfluss der Nationalsozialisten wird nur durch den gescheiterten Hitlerputsch am 9. November 1923 für zwei Jahre unterbrochen und erreicht 1933 mit der „nat.[ional] soz.[ialistischen] Revolution“ ihren Höhepunkt. Das so genannte „Dritte Reich“ ist untrennbar mit Adolf Hitler verbunden, dessen Name von den Zeichen der "SA" (Sturmabteilung) und "SS" (Schutzstaffel) gerahmt wird. Neben den zeitlichen Angaben sind dort auch die Parolen „Ehr und Wehr / Arbeit und Brot“ zu finden. Letzteres ist eine der Wahlmottos, die der NSDAP zum Sieg bei der Reichstagswahl 1933 verholfen haben. Der unter einem Reichsadler stehende Spruch „Ehret die Arbeit! Achtet den Arbeiter“ war 1933 das Motto des „Tag der Arbeit“ am 1. Mai. 

Die Bilder am unteren Rand zeigen Kriegsgeschehen sowie die Ehrung gefallener Soldaten. Die sogenannte „Heldenverehrung“ war ein wichtiger Bestandteil der nationalsozialistischen Verklärung von Krieg und Soldatentum. Im Bild ganz rechts marschieren im übertragenen Sinne Hitlerjungen in die Zukunft.

 

Chiara Rees, wiss. Volontärin


 

Alle Bilder