Mittwoch, 01. März 2023

Fotoalbum aus dem Ersten Weltkrieg

Mit Fotografien halten Menschen zumeist besondere und prägende Momente ihres Lebens fest. In dem Fotoalbum, das unser Objekt des Monats ist, sind allerdings nicht nur positive Aufnahmen zu sehen – Es handelt sich um über 100 Jahre alte Fotografien eines Soldaten im Ersten Weltkrieg.
Titelseite Fotoalbum

Um Erinnerungen für sich und die Nachwelt zu bewahren und das Erlebte zu verarbeiten, schreiben viele Soldaten ein Tagebuch – wie es auch in unserer Sonderausstellung #schreiben – Tinte oder Tablet? zu sehen ist. Andere gestalten dafür ein Fotoalbum. So auch Eugen Kromer:  Er zeigt in seinem Album Szenen und Orte, die er während des Ersten Weltkriegs erlebt und sieht. Und er dokumentiert schriftlich, in welcher Situation die Bilder entstanden sind. So berichtet er von seiner Zeit als Soldat an der Front und erlaubt uns einen anschaulichen Blick in das Leben eines Soldaten zu dieser Zeit.

Kromer wird am 5. April 1890 im württembergischen Vaihingen an der Enz geboren. Zunächst arbeitet er als Regierungsbaumeister, bis er schließlich mit 25 Jahren in den Ersten Weltkrieg zieht. Die Auseinandersetzungen während des Krieges von 1914 bis 1918 sind sehr verlustreich: Insgesamt kämpfen auf deutscher Seite etwa 13,25 Millionen Männer im Ersten Weltkrieg, rund zwei Millionen Soldaten sterben.

Der Soldat Eugen Kromer beschreibt in seinen Aufzeichnungen und anhand seiner Fotografien seine Stationen. 1915 ist er in Polen, Russland und Serbien stationiert, ein Jahr später in Flandern, 1917 schließlich kämpft Eugen Kromer im Oberelsass. Er bildet mit den Bildern seinen Kriegsalltag ab –  zum Beispiel mit Fotografien von Landschaften, zerstörten Gebäuden, abgeschossenen Flugzeugen, aber auch mit Bildern von Toten auf dem Schlachtfeld. Dabei zeigt es sowohl die alltäglichen Schrecken voller Zerstörung und Kriegsgerät, als auch banale Dinge wie eine Kantine in einer Feldbäckerei, Menschen bei der Ernte auf dem Feld oder auch eine Hauskapelle.

Kriegstagebücher und solche Alben aus der Zeit der Weltkriege sind wichtige Aufzeichnungen, die uns heute helfen, das damalige Leben besser zu verstehen. Es sind persönliche und private Eindrücke, Gedanken und Kommentare, die diese Quellen so wertvoll machen, denn wir erfahren so, wie Menschen Kriegszeiten erleben, was ihre Erfahrungen sind und wie ihr damaliger Alltag aussehen kann. Für Historikerinnen und Historiker und für alle, die die Geschichte lebendig halten möchten.

Spannend ist außerdem, dass das Fotoalbum selbst keine Anhaltspunkte zu seinem Besitzer gibt – dass es sich dabei um Eugen Kromer handelt konnten wir herausfinden, da dem Album einige Dokumente, Zeichnungen und Fotografien beiliegen, die nicht zum Inhalt gehören. So beispielsweise ein „Ariernachweis“, der aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt und somit etwa 15 älter ist, als das Fotoalbum. Unter anderem dadurch konnten wir somit den Soldaten Eugen Kromer als Ersteller des Albums identifizieren.

 

(Susanne Appl M.A., wissenschaftliche Volontärin)

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